Nur weil du heute auf „veröffentlichen“ drückst, heißt das nicht, dass du morgen nichts ändern kannst
Steigen wir direkt in den Ring. Lassen wir Ideen und Worte erst mal sprudeln, ohne Anspruch auf Perfektion, verbessert wird später. Das klingt nach einem vernünftigem Arbeits-Credo. In der Realität schwer umzusetzen. Trotzdem versuche ich, meine täglichen Tasks und Projekte genauso fokussiert anzugehen: Abrackern, liegen lassen, fein schleifen, veröffentlichen, next.
Das war nicht immer so. Ich habe aber mittlerweile verstanden, wie sehr mich mein Perfektionismus manchmal hindert und wie sehr mich ver-komplizierte Technik (sogar als Medientechniker) zum Prokrastinieren bringt.
Squarespace vs. WordPress: Mit unkomplizierten Systemen setzt du dich lieber an den Schreibtisch
Wenn ich heute das Gefühl habe, mich mit meiner Website in einer Sackgasse zu befinden, erstarre ich nicht mehr, wie ein Frozen Joghurt, sondern klicke mich stoisch durch bis ich den Teppich von Neuem vor mir ausgerollt habe. Wenn mir was nicht mehr gefällt, baue ich es um – bestmöglich flexibel und konsequent, so wie ich kann. Das geht aber nur, weil ich die Website-Technik mittlerweile beherrsche. Könnte ich nicht einfach mal etwas schnell ändern, würde es mich nicht nur an den Rand des Wahnsinns treiben, sondern auch mein Geschäft verlangsamen.
Da kommen wir auch schon an den springenden Punkt.
WordPress ist toll und Squarespace die technikfreundliche Alternative
Sackgassen erschaffen wir uns meistens selbst. Wenn es um die Wahl der eigenen Website-Plattform geht, beobachte ich denselben Tunnelblick immer wieder: Auf meiner Website-Fahne steht WordPress geschrieben, denn wenn der Kollege das so macht, kann es ja nicht verkehrt sein. Das ist halt State-of-the-Art. Dabei überlegen wir nicht, ob das beliebte CMS für uns überhaupt notwendig ist oder jemals sein wird und ob wir die Kapazitäten für eine steile Lernkurve haben.
Natürlich sind wir stolz darauf, wenn wir das Website-Ding alleine knacken. Das Resultat nach wochenlangem Selberbasteln ist aber oft ernüchternd: Unsere Website sieht nicht so aus, wie wir es uns wünschen. Mit jedem Klick wird die Struktur verwirrender. Funktionierten tut sie auch nicht wirklich so, wie sie es soll. Die Technik erzeugt immer ein unangenehmes Gefühl und kostet immer richtig viel Arbeitszeit. Prokrastination tritt ein, ohne anzuklopfen.
Und so freuen wir uns auf den Tag, an dem das Thema Website endlich abgeschlossen ist. Doch das wird es nie sein, denn Websites hat man chronisch.
Deine Website ist nicht in Stein gemeisselt, wie die Sphinx
Deine Website muss weder eine Sackgasse sein, noch ist sie ein Hinkelstein, den man am besten nicht mehr anfasst, wenn er erst einmal liegt. Sie will gepflegt, gefüttert und vorangetrieben werden. Sie will lebendig bleiben. Die Website will einen Besitzer, der intuitiv und furchtlos mit ihr umgeht. Jemanden, der nichts auf morgen verschiebt, wenn das Backend ruft. Jemanden, der neue Angebote online stellt oder testet, ohne zu denken „Ach, da muss ich wieder an die Website ran. Mach ich morgen“.
Unsere Website soll uns in erster Linie langfristig Freude machen und kein Unbehagen. Das macht eine gute Website aus. Deswegen bin ich ein so großer Fan von Squarespace. Es lässt die Nicht-So-Technik-Freunde ungehindert zur Tat schreiten und fährt sie nicht mit dem Kopf an die Wand. Wozu WordPress, wenn ich nicht die Verantwortung über jedes technische Detail tragen will? Wozu brauche ich ein Flaggschiff, wenn ich die Donau überqueren will?
Webdesign ver-unkomplizieren. Das ist die Mission
Wie können wir es also schaffen, Selbstständigen das Leben zu erleichtern und sie schnell ans Ziel zu bringen? Wie können wir am elitären Webdesigner-Thron rütteln und gute Websites zugänglicher machen? Und wie schaffen wir den Spagat aus technisch einfach, leistbar, schnell und wirksam?
Da haben wir angesetzt, ein ausgefuchstes Arbeitsbuch gestaltet und einen entspannten Website-in-1-Woche-Service entworfen, der an das vorbereitende Arbeitsbuch gekoppelt ist. Und weil die Inhalte zählen und nicht die Technik, wollen wir Text- und Bildinputs geben.
Etwas Gravierendes haben wir in der Entwicklungsphase allerdings vergessen.
Wir haben Prozesse durchdacht, Bedürfnisse analysiert und sind in Details abgetaucht, ohne jemals das erste Feedback einzuholen. Wochenlanges hin und her schieben und neu ausrollen unserer Angebote brachte nichts voran, außer dass der Bart unbemerkt in grenzwertige Längen wuchs. Nichts war mehr gut genug, der Perfektionismus hat uns begleitet wie ein Blutegel die Dschungelwanderung. Help!
Hole dir ganz früh ganz viel Feedback
Erst durch die Gespräche im CC-Mentoring haben wir bemerkt, wie fragil manche Überlegungen waren. Und wie sehr der Spruch „Kein Plan übersteht den ersten Feindkontakt“ (Freundkontakt in diesem Fall) zutrifft.
Durch die vielen Sichtweisen der Mentoring-Teilnehmer (im Mentoring Programm des Citizen Circles) sind wir auch auf weitere Ideen gekommen. Ideen, um die wir nun nicht wochenlang kreisen werden, sondern die wir testen, bevor wir sie umsetzen. Damit wir uns nicht im Kreis drehen und Perfektionismus und Prokrastination verhungern, bevor ihr Magen knurrt.
Ab heute meide ich Perfektionismus, wie der Teufel das Weihwasser
Ab heute ist alles anders: Gut überlegen, raus mit den Ideen und testen. Das nehme ich mir ganz fest vor und schreibe diesen Artikel an 2 Tagen, anstatt mir gemütliche 7 Tage Zeit zu lassen, so wie ich das vorhatte. Ich würde doch nur in Details verschwimmen und der Perfektionismus hätte mich wieder im Schwitzkasten. Ohne mich.
Ja, ab heute ist alles anders.
- Sind die Leute an einem Squarespace Website Kurs interessiert? Ich setze eine Seite auf, bevor ich mich an die Arbeit mache und lass mir einen 1/2 Tag dafür Zeit.
- Sind die Leute an einem 1:1 Website-Schnellstart vor Ort interessiert? Ich setze eine Landing Page auf, bevor ich Weiteres ausarbeite und lass mir einen 1/2 Tag dafür Zeit.
- Ist jemand an einem Podcast-Editing-Service oder Sound Design interessiert? Ich setze eine Squarespace Website auf und lass mir dafür 1 Tag Zeit.
Wo liegt also der goldene Mittelweg aus gesundem Perfektionismus, der uns die Selbstsicherheit für unsere Arbeit gibt und dem zeit- und kostensparenden Testen mit einem Minimum Viable Product?
Uns persönlich hilft es, wenn wir unsere Ideen zu Beginn nicht als fertige Angebote und Produkte sehen, sondern als Experimente. Und flexibel experimentieren lässt es mit Squarespace bestens.
Fazit
Nie werden wir uns in Perfektionismus verlieren, haben wir uns gesagt. Dutzende Bücher haben wir darüber gelesen. Darüber, wie wichtig es ist, klein zu starten und mit seinen Kunden zu wachsen.
Doch du kannst noch so viel lesen und planen, erst wenn du selber Hand anlegst, bemerkst du schnell am eigenen Leib: Arbeit dehnt sich auf den Zeitraum aus, den du ihr einräumst.
Die Website-Plattform deiner Kollegen ist nicht zwangsläufig die Richtige für dich und deine Bedürfnisse. Was du gestalten willst und was deine Kunden wirklich wollen, stimmt selten miteinander überein. Halte deine Website technisch unkompliziert, denn dadurch bist du flexibler in deiner Entwicklung, kommst leichter ins Tun und lässt dich nicht so leicht von inneren Kritikern bremsen.
In diesem Sinne: do the work. Gestalte, teste, gestalte neu, geh online, bleib flexibel. Wir wollen unsere kostbare Zeit nicht mit Mutmaßungen verstreichen lassen, sondern dazu nutzen, um mit unseren Ideen Bäume auszureißen. Bitte nicht wörtlich nehmen. We’re tree-huggers.
PS: Tauschen Website für Testpiloten.