Sicher, es gibt hier und dort auch Gleitzeit, aber im Grunde hat man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein.
Mit dem Einschlafen hatte ich dabei schon immer so meine Schwierigkeiten. Zu wissen, dass ich am nächsten Morgen zu funktionieren hatte, machte es nicht besser. Ich ging zwar meist zeitig ins Bett, das half jedoch in der Regel nicht. Die Nacht blieb kurz.
Nicht einschlafen können
Nicht selten lag ich schon um 23 Uhr im Bett, konnte aber partout nicht einschlafen. Es wurde Mitternacht. Dann 1 Uhr. In meinem Kopf braute sich derweil ein Gedankensturm zusammen.“Wenn du jetzt nicht sofort einschläfst, dann wirst du morgen völlig daneben sein. Alle werden es merken.“
Die Folge solcher Gedanken ist natürlich, das es noch schwieriger wird, tatsächlich einzuschlafen. Ein Teufelskreis, der sich immer weiter hochschaukelt. Das Herz pocht lauter. An Schlafen ist irgendwann nicht mehr zu denken.
Häufig schon morgens müde
Was also tun, wenn man nicht schlafen kann? Diese Situationen führten nicht selten dazu, das ich um 2 Uhr nachts begann, mein autogenes Trainingsprogramm zum zweiten oder dritten Mal abzuspulen, in der Hoffnung, meine innere Unruhe unter Kontrolle zu bekommen, und das Herzklopfen abzustellen. Autogenes Training half mir oft gegen Schlaflosigkeit und gegen Nervosität. Es funktionierte jedoch nicht immer.
Häufig bin ich dann irgendwann um 4 Uhr nachts eingeschlafen und war – so wie ich es natürlich vorausgesehen hatte – bereits völlig gerädert, als ich am Morgen das Büro betrat.
Wann immer ich keinen Druck hatte, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen, fiel mir das Einschlafen deutlich leichter. Ohne den Druck, zu einer gewissen Zeit voll funktionsfähig zu sein, funktionierte das Einschlafen ohne Probleme.
Das Problem lag dabei nicht im frühen Aufstehen selbst, sondern im selbst auferlegten Erwartungsdruck und der „Unfreude“ auf die vor einem liegenden Aufgaben. Es graute mir vor dem nächsten Tag ein wenig, da meine Tätigkeiten fern jeder Selbstverwirklichung lagen und ich die Wichtigtuerei meiner Kollegen zudem wenig sympathisch fand.
Ich hatte einfach nur zu funktionieren. Aber ich tat es nicht. Das belastete mich.
Selbstverwirklichung als Mittel gegen Schlaflosigkeit
Als ich mich im Januar 2012 endgültig selbstständig machte, fiel dieser Einschlaf-Druck endlich von mir ab. Ich konnte um Mitternacht die Augen zumachen und schlief meist ohne Probleme schnell ein.
Wenn ich am nächsten Tag um 8 Uhr aufstand, war ich meist wesentlich ausgeschlafener als in meiner Zeit als Angestellter. Ich freute mich auf den Tag und hatte Energie. Ich war bereit, meine Zukunft anzupacken. Wohlwissend, dass ein langer und stressiger Weg vor mir lag.
So lief es dann einige Zeit. Meine Maßnahmen gegen die Schlaflosigkeit hatten geholfen. Ich startete meinen Tag in meinem eigenen Tempo und gönne mir seither morgens 1-2 Stunden für mich selbst. Mein Arbeitstag beginnt recht spät und endet dementsprechend auch später. Das ist okay für mich, es entspricht meinen Rhythmus.
Irgendwann im letzten Jahr tauchten dann wieder einige Probleme auf, die ich in ähnlicher Form schon von damals kannte. Das Geschäft lief gut und ich war glücklich, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt zu haben. Jedoch nahm auch die Arbeitsbelastung zu, und mit ihr wurden die täglichen Aufgaben unübersichtlicher. Ich hatte morgens nicht mehr so einen klaren Plan, was zu tun war. Zu viele Dinge waren gleichzeitig anzupacken.
Ich musste mir ein System überlegen, die täglichen To-Do’s abzuarbeiten. Die Nervosität während der Arbeit wuchs.
Die Droge der To-Do Listen
Irgendwann in dieser Zeit fand ich den Einstieg in die Droge der To-Do Listen. Ich musste mir ständig immer alles aufschreiben, damit auch ja nichts in Vergessenheit geriet. Das Aufschreiben in Listen gab mir das Gefühl, den ersten Schritt zur Erledigung der entsprechenden Aufgabe bereits getan zu haben. Manchmal kam ich mir hingegen vor, als hätte ich bereits mit 31 Jahren Alzheimer.
Es wurde nicht besser. Irgendwann reichte mir die eine To-Do Liste nicht mehr. Ich begann, meinen Kalender mit Notizen vollzustopfen, Siri mit Erinnerungen vollzuquatschen und mir sogar selbst als Erinnerungen kurze E-Mails zu senden. Mein E-Mail Postfach als weitere To-Do Liste zu nutzen, war der Beginn meines Untergangs – der Abstieg in die To-Do Listen Hölle.
Irgendwann fing ich sogar an, Screenshots vom Bildschirm als Erinnerungshilfe zu nutzen. Apfel-Hochstell-4. Zack. Ein weiterer Screenshot, den ich mir vermutlich nie wieder ansehen würde. Ich stand bis zum Hals in Notizen und es wurde immer schlimmer.
An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, lediglich meine eigenen Notizen zu verwalten, anstatt wirklich produktiv zu sein und hüpfte wie ein nervöses Känguruh durch das Zimmer. Natürlich gab es auch produktivere Tage, aber an diesen Tagen war ich grundsätzlich auf eine einzige Aufgabe fokussiert. An den nicht so guten Tagen machte ich mich gedanklich verrückt und steigerte mich in meine To-Do’s hinein, ohne sie tatsächlich in Ruhe abzuarbeiten. Nein, ich erstellte mehr To-Do’s, immer mehr.
Ich ließ mich erschlagen von all den bevorstehenden Aufgaben, anstatt sie wirklich anzugehen. Manchmal passiert mir das heute immer noch.
Alles nur in deinem Kopf
Was hat jetzt die „Bin nervös kann nicht schlafen“-Geschichte aus meiner Zeit als Angestellter mit meiner Nervosität und To-Do-Listen-Sicht zu tun?
Ganz einfach, beides sind Teufelskreise, in die man sich selbst hineinsteigert. Dabei geschieht das alles nur in deinem Kopf. Bei beiden Teufelskreisen liegt das Problem einzig und allein in der eigenen Gedankenwelt, in welcher man sich leicht verheddern kann, wie ein Thunfisch im Netz. Manch einer kommt da allein so leicht nicht mehr heraus. Es fühlt sich mitunter an wie die Vorstufe zum Irrenhaus.
Der eigene Kopf kann für einen selbst ein gefährlicher Ort sein, wenn man keine Ventile findet, um hin und wieder den Dampf abzulassen.
Ich habe diese Ventile gefunden, aber manchmal vergesse ich, wo sie sind. Vielleicht sollte ich mir dazu eine Notiz schreiben. Ugh.
Was also hilft gegen Nervosität und was kann man präventiv tun, wenn man oft nicht einschlafen kann? Ich habe versucht, das Problem an der Wurzel zu packen. Ich denke, ich bin mittlerweile auf einem ganz guten Weg. Was mache ich nun anders als zuvor, um dem gedanklichen Teufelskreis der To-Do’s zu entkommen?
- Wichtigste Regel: Wirklich dringende oder wichtige Aufgaben wirst du dir von ganz allein merken. So vergesslich bist du gar nicht. Und wenn du doch einmal etwas vergisst, ist das halb so wild.
- Ich habe mittlerweile nur eine einzige übergreifende Liste. E-Mails sind keine Aufgabenlisten. Kalender auch nicht. Nur eine einfache, schlichte Liste ohne Unterkategorien: Wunderlist
- Aus dieser schlicht gehaltenen Liste schreibe ich mir täglich nur eine Tagesaufgabe heraus.
- Ich höre (wenn möglich) auf zu arbeiten, wenn ich merke, dass sich in meinem Kopf wieder ein Sturm zusammenbraut und ich mich überfordert fühle.
- Produktive Zeiten nutze ich intensiver. Unproduktive Zeiten nutze ich nur um Dampf abzulassen.
- Notizen möglichst reduzieren. Keine Notizen auf Schmierzettel. Kein Papier auf dem Schreibtisch, es sei denn, es ist direkt mit der aktuellen Arbeit verbunden.
Die wichtigste Erkenntnis aber war für mich, dass all diese Dinge nur in deinem Kopf entstehen. Daran etwas zu ändern ist gar nicht so leicht, aber wenn du dem Problem auf den Grund gehst, wirst du daran auch etwas ändern können.
Jeder Mensch tickt anders, aber mir haben diese Maßnahmen geholfen, zuerst meine Schlaflosigkeit, und anschließend meine Nervosität in Bezug auf meine Arbeit abzulegen.
Vielleicht helfen Dir meine Erfahrungen weiter, falls du ähnliche Erlebnisse gemacht hast. Falls du dich weiter mit dem Thema „besser schlafen“ beschäftigen möchtest, empfehle ich dir zudem dieses E-Book.
Was bringt dich um den Schlaf oder macht dich nervös?