Der Kunde profitiert von wesentlich günstigeren Preisen. Ein Programmierer aus Indien, welcher bei Elance seine Dienste anbietet, verlangt für die gleiche Arbeit oft nur ein Drittel des heimischen Programmierers. Doch ist die Arbeit gleichwertig oder gibt es Fallen?
Man muss sicherlich einige Dinge beachten, damit auch alles reibungslos funktioniert und man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Nachdem ich nun bereits mehrfach über Elance.com Aufträge vergeben habe, und viele Probleme am eigenen Leib zu spüren bekommen habe, möchte ich nun meine Erfahrungen an Euch weitergeben. Vorab möchte ich aber betonen, dass ich keine Kundenaufträge über Elance.com weitergebe, sondern nur eigene Projekte über Elance.com ‚outsource‘, da ich somit alle Risiken selbst trage, sollten im Nachhinein Probleme auftreten.
Generell ist sicher zu sagen, dass Online-Work Plattformen eine fantastische Sache sind. Das System ist recht simpel und sicher. Hier ein Beispiel:
Man möchte eine eigene Webseite entwerfen und anschliessend auch programmieren lassen. Hierzu schreibt man jeweils einen Auftrag aus (Webdesign und Programmierung sollte man getrennt beauftragen) und potentielle Arbeitnehmer bewerben sich nun um den Auftrag. Man kann sich im Anschluss daran in Ruhe die Profile und Arbeitsproben der Bewerber ansehen und eine Vorauswahl treffen. Hat man dies getan, sendet man den Bewerbern ggf. weitere Informationen zum Auftrag zu und bekommt konkrete Preisangebote.
Nun muss man sich für einen Auftragnehmer entscheiden. Man zahlt das Honorar treuhändisch an die Internet-Plattform. Diese gibt die Summe erst dann frei, wenn man mit dem Arbeitsergebnis zufrieden ist. Bei Streitigkeiten entscheidet die Plattform, ob das Geld zurück an den Auftraggeber geht oder ob der Auftrag vereinbarungsgemäß abgeschlossen wurde und der Auftragnehmer Anspruch auf sein Geld hat. Im Zweifel wird hier aber sicherlich für den Auftraggeber entschieden. Man ist also grundsätzlich auf der sicheren Seite.
Soweit, so gut. Finanziell kann man hier also nicht so leicht über den Tisch gezogen werden. Jedoch kann es einem schnell so ergehen, dass man mit falschen Erwartungen einen Auftrag vergeben hat und mit dem Resultat nicht zufrieden ist. Je mehr Input man also an den Webdesigner oder Programmierer weitergibt, desto zufriedener wird man sein. Zu viele kreative Freiheiten oder eine zu ungenaue Beschreibung des gewünschten Resultates wird nach hinten losgehen.
Bei Elance findet man viele professionell organisierte Firmen aus Ländern wie Indien, Pakistan, oder aus dem osteuropäischen Raum. Meist gibt es bei diesen Firmen Angestellte, deren einzige Aufgabe der Kontakt mit dem Kunden ist. Diese Verbindungsleute wissen ganz genau, was der Auftraggeber hören möchte und werden Ihr Bestes geben, einen bei Laune zu halten. Jedoch sind diese Kontaktpersonen in der Regel nie in die Projektarbeit eingebunden. Sollten Sie also eine projektspezifische Frage haben, heisst es meist „I have to ask my developer.“ Die Antwort kommt nicht selten einige Tage später.
Auch habe ich es mehrfach erlebt, dass die erste Hälfte des Projektes äusserst zügig bearbeitet wird, danach aber die Arbeitsgeschwindigkeit massiv einbricht. Nach mehrmaligem Nachfragen und dem Setzen einer Frist heisst es dann „Our Developer had an accident and is in the hospital until next week.“ Of course! Das Projekt verzögert sich daraufhin um Wochen oder gar Monate. Zu vermuten ist, dass ein lukrativerer Auftrag an Land gezogen wurde, welcher nun einfachmit höhrer Priorität bearbeitet wird. Klar, money rules und ich muss warten und mich in Geduld üben. Den Auftrag neu zu vergeben, würde sicherlich die Sache auch nicht beschleunigen. Es heisst also abwarten und Tee trinken.
Darüber hinaus ist es dem Fliessband-Programmierer in Neu-Delhi oft schnuppe, wie sauber der HTML-Programmiercode ihrer Webseite programmiert ist – solange die Seite am Ende funktioniert. (Ein sauberer Code erleichtert spätere Veränderungen an der Webseite massiv). Ein Auftraggeber ohne jegliche HTML-Kenntnisse oder WordPress-Kenntnisse wird vielleicht gar nicht bemerken, mit welchen Vereinfachungs-Tricks gearbeitet wird.
Abschliessende Änderungswünsche können sich über Wochen hinauszögern und man kann schnell die Lust verlieren. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass viele Auftragnehmer nicht bereit sind, mitzudenken. Eine Angabe a la „Gestalten Sie die Menüleiste schöner.“ wird höchstwahrscheinlich zu grausamen Ergebnissen führen. Viel besser ist es, man schickt gleich eine Bilddatei mit, damit ganz klar ist wie das Ergebnis auszusehen hat.
Folgende Dinge sind somit bei Beauftragung über Elance oder vergleichbaren Seiten dringend zu beachten:
- Man sollte es nicht allzu eilig haben. Deadlines sind da, um nicht eingehalten zu werden
- Man solte äußerst konkrete Vorstellungen haben, was man möchte
- Man sollte diese Vorstellungen in Form von Bilddateien zur Verfügung stellen
- Man sollte ein geduldiger Mensch sein und genaueste Arbeitsanweisungen geben
- Man sollte zumindest ein grobes Basiswissen über HTML-Code besitzen
Was bekommt man zur Belohnung, wenn man all diese Dinge beachtet und einhält? Eine Webseite zu einem unschlagbar günstigen Preis! Wem es das Wert ist, und wer auf diesem Wege äusserst günstig an eine Webseite kommen möchte oder Arbeit outsourcen möchte, dem kann ich diesen Weg grundsätzlich nicht nicht empfehlen (Achtung: Doppel-Nicht!). Elance.com ist und bleibt eine tolle Sache, aber die Plattform ist (wie so viele Dinge im Leben) mit Vorsicht zu geniessen.
Wer hochwertigen Code will und Wert auf Pünktlichkeit legt, der ist bei einem heimischen Webdesigner und/oder Programmierer aus der Umgebung sicher besser aufgehoben. Wer keine Ahnung von der Materie hat und einfach nur eine Webseite will, der lässt hier besser die Finger davon. ‚Fortgeschrittene‘ können sich hier jedoch sicherlich günstige Hilfe holen und Geld sparen..